Die Herkunft meines Kindes

Diese Woche durften wir bei unserem Herzenseltern Treffen Carmen Hofer-Temmel mit einem Impuls zum Thema „Die Herkunft meines Kindes – vom Sprechen über die leiblichen Eltern“ begrüßen. Frau Carmen Hofer-Temmel ist ausgebildete Sozialarbeiterin, Traumapädagogin und hat langjährige Berufserfahrung als Betreuerin für Pflegefamilien u.a. bei der Begleitung bei Besuchskontakten gesammelt.

„Nur wenn Trauer zum Leben dazugehörig akzeptiert und auch zugelassen wird, können Menschen neue Kraft sammeln und neue Lebensfreude entwickeln“, Zitat von Irmela Wiemann 2019.

In diesen Zeilen steckt viel Wesentliches. Wichtig ist für unsere Kinder und in unserer Begleitung, dass auch neben der Freude die Trauer stehen darf. Desto mehr die eigene Geschichte akzeptiert werden kann desto mehr Lebenskraft und Lebensfreude kann daraus entstehen.

Die Essenz für uns als Adoptiveltern ist die eigene Sicherheit zur Situation und zu dem Thema zu finden und diese zu stärken. Somit ist gut und richtig, was Sicherheit gibt, um der Herkunftsfamilie einen Platz zu geben – oder sich auch Hilfe holen, wenn es nicht einfach ist.

Weshalb die Herkunft thematisieren?

Grundsätzlich kann man sagen, dass Herkunft uns alle beschäftigt und Phantasie wirkt stärker als Angesprochenes. Durch zu viel Freiraum können negative Phantasien entstehen. Hier ist es hilfreich, Lücken mit wohlwollender Phantasie zu füllen und Formulierungen zu verwenden wie „Ich weiß es nicht, ich kann mir vorstellen, dass … „. Die meisten Kinder denken an ihre Herkunftsfamilie und Studien zeigen, dass bei Offenheit über die Herkunft Kinder in der Jugendzeit höhere Stabilität haben.

Welchen Begriff verwende ich?

Von leiblicher Mama und Papa, biologischen Eltern, Bauchmama und Jeden-Tag Mama und Jeden-Tag Papa gibt es viele Möglichkeiten. Hier ist es sinnvoll den eigenen und neutralen Begriff zu finden (ohne Hierarchie wie erste und zweite Eltern), der stimmig ist. Die Personen benennen ist für die Kinder wichtig, sonst können vom Kind gefundene Notlösungen wie falsche und richtige Eltern entstehen.

Was sind die wichtigsten Fragen aus Sicht der Kinder?

Warum? War da etwas mit mir? Wer sind meine Herkunftseltern? Wie schauen sie aus? Wäre mein Leben anders gelaufen? Sind oft die größten Fragen. Diese werden laut Studien hauptsächlich mit sich selbst, dann mit Freunden/-innen und erst an dritter Stelle mit den Eltern geteilt. An dieser Stelle ist noch einmal die Empfehlung, auch wenn vom Kind wenige Fragen kommen, die Gesprächsbereitschaft zu zeigen und manchmal seine Herkunftsgeschichte zu thematisieren.

Wie kann ich es ansprechen?

Hier gibt es viele Möglichkeiten wie mit dem eigenen Lebensbuch (selbst gebasteltes Fotobuch von den Eltern), Bilderbücher mit ähnlichen Geschichten, Treffen mit anderen Adoptivfamilien, Feiern des Ankunftstages, eigene Familienrituale, u.v.m.

Gut geglückt ist es, wenn man es im Alltag so einfließen lässt, dass es für die Kinder immer klar war, dass sie über Adoption in die Familie gekommen sind.

Literaturempfehlungen sind:

  • Du gehörst dazu: Das große Buch der Familien von Mary Hoffmann & Ross Asquith
  • Herzwurzeln. Ein Kinderfachbuch für Pflege- und Adoptivkinder von Schirin Homeier und Irmela Wiemann
  • Kind ist Kind von Brigitte Weninger und Eve Tharlet
  • So wie du bist von Debi Gliori und Jutta Treiber

In den Büchern von Frau Wiemann ‚Herzwurzeln‘ und ‚Wieviel Wahrheit braucht mein Kind‘ gibt es viele Formulierungsbeispiele, für das Worte finden der Lebensgeschichte der Kinder. Ein Fakt ist, dass abgebende Mütter oft an ihre Kinder denken und dies kann immer einen Platz in der erzählten Lebensgeschichte bekommen.

Herzlichen Dank für diesen so wertvollen und persönlichen Austausch und das so gut aufbereitete und inhaltlich fundierte Wissen!

Andrea, Herzensmama