Adoption aus Sicht der Kinder

Heute durften wir zu unserem Herzenselterntreffen Marie Smretschnig mit einem Impuls zum Thema „Adoption aus Sicht der Kinder“ begrüßen. Marie Smretschnig hat die Selbsthilfegruppe „Herzenskind“ für Adoptivkinder gegründet, ist selbst adoptiert oder engagiert sich sehr um mehr Verständnis und Licht in das Thema Adoption zu bringen.

Marie wurde vor 32 Jahren inkognito geboren und zur Adoption freigegeben. Dass sie adoptiert wurde hat sie als Kind als etwas Positives erlebt. Dazu hat aus ihrer Sicht beigetragen, dass die leibliche Mutter von ihrer Familie positiv besetzt wurde und die Großfamilie sie voll und ganz integriert und aufgenommen hat.

Die Sätzen wie,

- „Deine leibliche Mama ist eine sehr mutige Frau.“

- „Sie hat alles dafür gegeben, dass du gesund auf die Welt gekommen bist und sie hat dazu ihre eigenen Bedürfnisse nach hinten gestellt.“

- „Wenn deine Mama dich nicht geliebt hätte, hätte sie dich nicht bekommen.“ - als das Thema Abtreibung in der Schule thematisiert wurde, haben geholfen dieses positive Bild der leiblichen Mutter zu formen.

In der Pubertät kam bei Marie viel hoch. Es entstanden Fragen wie: „Wo gehöre ich hin? Wer bin ich? Wer will ich sein?“. Auch die Geschwister aus der leiblichen Ursprungsfamilie hat sie vermisst. Eine externe Unterstützung wäre in dieser Zeit sehr hilfreich gewesen. Diese professionelle Hilfe holte sie sich in ihrer Studienzeit. Mitte 20 hat Marie nach der Herkunftsfamilie gesucht und wurde dabei von ihrer besten Freundin unterstützt. Dies stürzte sie in eine große Lebenskrise und die Frage: „Wo gehöre ich hin?“ wurde wieder laut. Ihre (Adoptiv)Eltern hat sie in dieser Zeit in einem anderen Licht gesehen und auch kurzfristig den Kontakt zu ihnen reduziert. Sie musste nach dem Treffen mit ihrer Bauchmama viel verarbeiten. Diese Erlebnisse stärkten nachträglich die Bindung zu ihren (Adoptiv)Eltern und ihr Kontakt wurde intensiver als zuvor. Eine Kontaktreduzierung kann in dieser Phase vorkommen, wichtig erscheint ihr, dass die (Adoptiv)Eltern in dieser Zeit vertrauen und nicht gekränkt sind, wenn sie in der ersten Phase ausgegrenzt werden.

Folgende Gemeinsamkeiten sind unter Adoptivkinder weit verbreitet:

Urvertrauen ist angeknackst, in nahen Beziehungen entsteht ein Wechselspiel mit Nähe und Distanz, Angst vor dem Dunkeln auch im Erwachsenen Alter, bei der Suche nach den Wurzeln es so wichtig, die Beweggründe die zur Adoption führten zu verstehen, der Wunsch offen über Adoption im Familienumfeld zu sprechen.

Empfehlungen von Marie:

* das Buch „#Ad(d)option(s) – 5 Dinge, die adoptierte Menschen am meisten brauchen“ von Linda Dorday

* Psychotherapie Thomas Diebald, Unterstützung von Adoptivfamilien: www.psychotherapie-diebald.at

* Studie der TU Darmstadt über Verhaltensbesonderheiten: Unterschiede zwischen adoptierten und nicht-adoptieren Kindern: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/11450/1/Verhaltensunterschiede%20zwischen%20adoptierten%20und%20nicht-adoptierten%20Kindern.pdf

Herzlichen Dank für diesen persönlichen und so bereichernden Austausch! Eine Fortsetzung ist geplant.

Andrea, Herzensmama